Die Geheimwirtschaft Swiss made – warum sind Schweizer Uhren so teuer?

Armbanduhr

Um diese Frage zu beantworten, ist es besser, mit einer etwas anderen Geschichte der Stunde zu beginnen. Vor sechs Jahren haben Amsterdam-Enthusiasten das Fairphone-Projekt ins Leben gerufen. Die Idee des Geräts ist, dass es sich um ein Smartphone handelt, das aus austauschbaren Standardteilen zusammengesetzt ist, die zu 100% recycelbar sind. Der Besitzer muss kein neues Gerät kaufen, wenn das alte kaputt geht oder veraltet ist - er kann jedes Teil oder jede Platine problemlos ersetzen und jahrelang verwenden. Dieses "Honest Phone" der zweiten Generation kostet knapp über 500 Euro. Und hier beginnt der Spaß. Die Macher von Fairphone haben Open Access angelegt Preisrechner, aus der klar hervorgeht, woraus sich dieser Betrag zusammensetzt.

Mythen und Vorurteile

Ein Uhrensammler, der diesen Taschenrechner sah, packte seinen Kopf und rief: "Ich wünschte, ich könnte Schweizer Luxushersteller dazu bringen, dasselbe zu tun, damit ich verstehe, wohin mein Geld geht!". Tatsächlich sorgt es für Verwirrung - wie aus mehreren Gramm Gold, Stahl und Messing (wir sprechen jetzt nicht von Schmuckuhren), die zu einem Miniaturgerät mit dem einzigen Zweck der Zeitmessung gefaltet wurden, ein Artikel wird, dessen Preis bei mehreren Hundert beginnt und endet in Hunderttausenden Schweizer Franken ... Da Luxushersteller nicht alle Zutaten ihrer Küche preisgeben werden, tauchen unweigerlich diverse Gerüchte und Legenden rund um die Swiss Made Industrie auf. Einschließlich der Preisbildung einer Uhr.

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Mythos Nr. 1 – Schweizer Uhren sind eine Verschwörung von Vermarktern

Dass die Leute tatsächlich nicht für das Produkt als solches bezahlen, sondern für eine schöne Geschichte. Hier werden uralte Traditionen und verschneite Berghütten genutzt, in denen Uhrmacher an langen Winterabenden Zahnräder und Räder sammelten. Und große Momente der Geschichte, wie die Mondlandung oder die Besteigung des Everest, an denen Stunden teilnahmen.

Klar ist, dass es ohne PR und Marketing nirgendwo geht, aber es ist dennoch leicht zu merken: Viele moderne Prestigemarken fühlen sich auch ohne große Vergangenheit wohl. Wie zum Beispiel Maurice Lacroix und Frederique Constant. Oder kombinieren ihr Erbe gekonnt mit Neuentwicklungen wie Rolex, Officine Panerai, IWC und vielen anderen.

Mythos #2 – Schweizer Uhren dienen einer riesigen Infrastruktur

Tatsächlich hat die Popularität der Handgelenksmechanik im letzten Vierteljahrhundert exponentiell zugenommen. Marken haben auf der ganzen Welt Repräsentanzen und Markenboutiquen eröffnet, ihre Wartung ist teuer, und Sie müssen immer noch eine Armee von Arbeitern ernähren. Sie müssen diese Kosten also zu den Kosten der Uhr addieren. Wir dürfen zwar nicht vergessen, dass sich das Internet in den letzten Jahren ebenso rasant entwickelt hat. Und jetzt fühlen sich viele Schweizer Marken ohne Händler wohl, verkaufen Uhren über ihre eigene Website, Online-Shops und sogar soziale Netzwerke.

Mythos Nr. 3 – Der Preis einer Uhr steigt, wenn sie von Prominenten getragen wird

Schon allein deshalb, weil ein Werbevertrag mit einem wirklich eminenten Messenger für die Marke nicht gerade günstig ist. Dies ist nur eine Täuschung. Viele Stars und Politiker sammeln selbst Uhren, sodass sie problemlos mit ihren Lieblingsmarken posieren.

Echte Werte

Wenn man alle populären Mythen zusammengetragen hat, kann man verstehen, dass sie von Menschen unterstützt werden, die selbst keine Uhren tragen. Bei all diesem Unsinn über alte Legenden, Luxusboutiquen und Hollywoodstars, was bleibt übrig? Ein ideal durchdachtes und schönes Accessoire, das auf Dauer Hunderte von Jahren (!!) ohne Stromquelle und Reparatur funktionieren kann. Es gibt einfach kein Analogon zur Uhrenmechanik in modernen Technologien. Aber es braucht viel Mühe, um dorthin zu gelangen.

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Investition Nr. 1 - Herstellung von Mechanismen

Weltweit werden jährlich etwa eine Milliarde Armbanduhren (ohne Smartwatches) produziert. Davon sind Schweizer Mechaniker - etwa sechs Millionen. Das sind 0,6% des gesamten Weltuhrenumsatzes. Dies liegt daran, dass es unglaublich schwierig ist, ein hochwertiges Uhrwerk herzustellen. So verbringt der Roboter beispielsweise genau eine Sekunde mit der Fertigung des massivsten Quarzwerks der Welt, dem PC-21 von Seiko. Einmal - und der Mechanismus ist fertig, können Sie ihn in die Uhr einsetzen. Wobei jedes mechanische Kaliber 120 bis 1000 Miniaturteile enthält. Sie müssen hergestellt, vermessen, poliert, aussortiert und dann perfekt zusammengebaut werden.

Auch wenn es um die Massenproduktion von Mechanikern, zum Beispiel ETA- oder Sellita-Kalibern geht, beginnen ihre Kosten bei einigen hundert Franken. Und das ist in der Basisversion der "Rohling", während die meisten Marken diese Kaliber dann manuell modifizieren, verbessern und veredeln. Wenn es sich um einen exklusiven Mechanismus handelt, der in Kleinserie in eigener Manufaktur hergestellt wird, erhöht sich der Produktionspreis um ein Vielfaches.

Investition Nr. 2 - Technische Entwicklung

Für alle Schweizer Manufakturen ist heute die eigene F&E-Abteilung nicht weniger wichtig als die eigene Produktion. Ständige Forschung, Experimente mit neuen Materialien und Technologien sichern die Zukunft der Uhr. Die Entwicklungsinvestitionen der letzten zwanzig Jahre haben zu Siliziumspiralen, antimagnetischen Legierungen, stoßfesten Gehäusen und schmierfreien Rädern geführt. Ganz zu schweigen von allerlei cleveren Komplikationen und Indikatoren, die einfach nur dem Auge gefallen.

Investition Nr. 3 - Handgefertigt

Dies ist vielleicht der wichtigste Bestandteil, ohne den es heute eine Schweizer Uhr einfach nicht geben würde. Der gleiche PC-21-Operationssaal, der jährlich 300 Bewegungen produziert, wird von einem Bediener bedient. Wer Schweizer Fabriken besuchte, sah, dass dort Hunderte von Spezialisten arbeiteten. Diejenigen, die Hunderte von Mechanikteilen manuell zusammenbauen, gravieren, Gehäuse polieren und das Zifferblatt guillochieren.

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Jeder dieser Berufe muss ernsthaft studiert werden, diese Spezialisten sind Gold wert, insbesondere diejenigen, die mit superkomplexen Mechaniken umgehen können, zum Beispiel mit Minutenrepetitionen. Natürlich leben die teuren Handwerker dort, wo sie gefragt sind – in der Schweiz.

Eine Schweizer Uhr ist also wirklich ein teures Vergnügen. Und das nicht nur im Preis, sondern auch im Aufwand. Aber das Ergebnis ist ein Produkt, dessen Wert sich mit nur einem Kriterium leicht überprüfen lässt – der Zeit selbst.

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